Der Seelenselbstmord

  • Die Menschheit zerstört nicht nur ihre Umwelt, sondern nach und nach auch ihre Innenwelt.


    Die Umweltproblematik, insbesondere die Klimakatastrophe, ist vermehrt ins allgemeine Bewusstsein gedrungen. Allmählich erfassen wir die Dimension der weltweiten Umweltschäden, tun uns aber weiterhin schwer damit, unser zerstörerisches Verhalten zu ändern. Im Gegenteil, wir reagieren auf die beängstigenden Untergangsszenarien mit einem suizidalen Reflex — der digitalen Dekadenz. Der Umweltverschmutzung entspricht eine selbstzerstörerische Innenweltverschmutzung. Durch Anpassung an eine selbst geschaffene Maschinenwelt, vollzieht sich eine vorher nie da gewesene emotionale Verarmung. Der Computer gewinnt, was der Mensch verliert.


    Es ist eine paradoxe Reaktion: Die unbewusste verbannte Angst vor dem Tod verwandelt sich in einen masslosen Lebenshunger, der in die Selbstzerstörung führt. Der verdrängte Tod ist nicht nur mitverantwortlich für so manches persönliche Problem, sondern auch für gesellschaftliche Fehlentwicklungen. Ein Beispiel: unsere technokratische Vermessenheit. Da ist doch wirklich eine Atomuhr entwickelt worden, die in 13,8 Milliarden Jahren, dem geschätzten Alter des Universums, weniger als eine Sekunde vor- oder nachgehen soll. Wenn die Menschheit von der Bildfläche des Planeten verschwunden sein wird — spätestens nach dem Erkalten der Sonne —, könnte die Uhr noch weiterticken …


    Die Angst ist die Unruh der Zeit. Sie ist der Antrieb zu einem Grossteil menschlicher Handlungen. Sie liegt Religion, Philosophie, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zugrunde, ja selbst der Kunst.


    Und da sie ein schlechter Berater ist, schlittern wir von einer Krise, von einer Katastrophe in die nächste. Die Geschichte kommt mir vor wie ein gigantischer Staffellauf — die Generationen sind die Läufer und der Stab, der weitergegeben wird, ist die Angst. Und die Läufer glauben unverdrossen an Fortschritt und stetes Wachstum. Diese Unverdrossenheit ist die Maske der Angst.


    Kultur ohne Werte

    Der „kulturelle Genozid“, von dem Pier Paolo Pasolini (ein sehr bekannter ital. Filmemacher) schon in den 1960er-Jahren sprach, hat sich auf alle gesellschaftlichen Schichten und Bereiche ausgeweitet. Die Globalisierung hat die kulturelle Ausmerzung eingeleitet. Der Kommerz siegt, die Kunst schwindet, die Kultur und ihre Werte liegen in der Agonie. Wir sind alle sterbenskrank, unsere Seelen gehen zugrunde. Die Identität des Menschen weicht dem Diktat der globalisierten Wirtschaft, sie wird pulverisiert unter dem Hammer der Rationalisierung. Das Ich unterliegt dem Wir einer selbstmörderischen Weltordnung, die im Krieg gegen die Natur wahnhafte Züge annimmt.

    Die Globalisierung ist ein entfesselter Kapitalismus. Die globalisierte Gesellschaft ist eine Dreizimmerwohnung: dekadente Erste Welt, skrupellose Zweite Welt, krepierende Dritte Welt. Deregulierung und Profitmaximierung triumphieren, die politischen Machtsysteme sind weitgehend der Diktatur des Marktes gewichen. Es werden keine Kriege mehr erklärt, sondern Banken gegründet. An die Stelle des Militärs ist die Börse getreten, Makler haben die Soldaten ersetzt. Heute wird nicht mehr mit der Waffe getötet, sondern mit Geld.

    Der Kapitalismus macht aus dem Menschen, das heisst der Arbeitskraft, ein Wesen auf der Stufe der Maschine. Der Neoliberalismus bevorzugt die Maschine und setzt alles daran, die Arbeitskraft abzuschaffen. Kapitalismus und Neoliberalismus entmündigen den Menschen und entledigen sich seiner mit Hilfe der Maschine. Stichwort Automatisierung auf Basis von Big Data und Künstlicher Intelligenz.


    Maschine gegen Seele

    Auf die Kommerzialisierung des Alltags folgt im digitalen Zeitalter die Kommerzialisierung des Menschen. Diese findet in der elektronischen Revolution ihren (vorläufigen) Höhepunkt. Die Digitalisierung des Alltags um der persönlichen Daten willen gipfelt in der Digitalisierung der menschlichen Seele.


    Die digitale Revolution erschafft den Giga- und Überwachungskapitalismus. Die digitale Gigantomanie perfektioniert die Ausbeutung der Erde, sie zerstört die physische Natur. Die digitale Überwachung perfektioniert die Ausbeutung des Menschen, sie zerstört die psychische Natur. Das Internet, wirksamstes Instrument des Giga- und Überwachungskapitalismus, ist eine Verstandesdroge. Seine Algorithmen bekämpfen die Individualität — sie manipulieren die Freiheit, fesseln das Soziale, zersetzen den Geist und münden schliesslich in die digitale Unmündigkeit. Hilflos zappeln wir im World Wide Web, dem feinmaschigen Netz einer Spinne, die uns mit klebrigen Fäden fesselt. Die Spinne heisst Dekadenz.

    Computer machen ihn asozial und im speziellen Fall autistisch. Ihre Algorithmen machen ihn abhängig und im speziellen Fall süchtig. Die Computer beherrschen den Menschen. Der entfremdet sich seiner Empfindung und verliert den Bezug zur (sozialen) Wirklichkeit. In der virtuellen Isolation verliert der Mensch sich selbst und wird zum Homo suizidens, zum Menschen, der sich selbst zerstört.


    Digitaler Wahn
    Dies ist die Diktatur der Spasskultur: Digitalisierung des Berufes, Virtualisierung der Freizeit, E-Mailisierung der Kommunikation und Cyberisierung der Sexualität. Dies ist die Selbstentfremdung! Wir verrohen und verlieren langsam die Fähigkeit, Dinge differenziert zu sehen. Wir denken in Klischees, handeln nach gängigen Verhaltensmustern und erliegen allen erdenklichen Täuschungen.

    Werte werden belächelt, weil sie nicht mehr erkannt, geschweige denn geteilt werden. Die Möglichkeit, eigene Ideen und Gedanken zu entwickeln, wird nicht mehr genutzt.


    Die zunehmende digitale Durchdringung unseres Alltags führt zur Entfremdung der Empfindung und letztlich in die Selbstzerstörung.


    Es geht um unsere beeinträchtigte Wahrnehmung der verschwindenden Wirklichkeit. Es geht darum, wie wir mit Computern das Sein zerstören, indem wir das Reelle durch das Virtuelle ersetzen. Die Zerstörung des Seins vollzieht sich in drei Schritten:


    Erster Schritt:
    Die Produktion (Sein, Original, Wirklichkeit) Der Computer verstärkt, beschleunigt und bestimmt: Beruf, Privatleben, Kommunikation und Medien, Produktionsmittel, Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen, Handel, Börsen und Kapitalfluss, Nahrungsmittel, öffentliche Dienste, Medizin, Überwachung durch Geheimdienste und so weiter.

    Zweiter Schritt:

    Die Reproduktion (Illusion, Kopie, Künstlichkeit) Der Computer verändert, vervielfältigt und verfälscht: Nanotechnologie, pränatale Diagnostik, Klonen, gentechnisch optimierte Nahrungsmittel, militärische Drohnen, künstliche Intelligenz und so weiter.


    Dritter Schritt:

    Die Rezeption (Wahrnehmung, Vorstellung, Wahn) Der Computer täuscht, verwirrt und zerstört: digitale Erstarrung, Entfremdung der Empfindung, gestörte Wahrnehmung, Bewegung in virtuellen Welten, Verlust der Wirklichkeit, Wahnvorstellungen, Selbstzerstörung.


    Widerstand gegen die Spinne
    Hinter den Computern sitzen Informatiker, die sie programmieren. Wir können die Verantwortung nicht an die Maschinen delegieren. Nicht wenige haben das begriffen und leisten Widerstand gegen den digitalen Wahn. Die Mutigsten unter ihnen sind die Whistleblower: Datendiebe, die es mit ihren Enthüllungen fertigbringen, den Verlust der Wirklichkeit hinauszuzögern. Leute wie die ehemalige Gefreite „Bradley“ Chelsea Manning, sie spielte WikiLeaks Hunderttausende von geheimen Dokumenten und Aufnahmen der U.S. Army aus dem Irakkrieg zu. Darunter ein Video, das irakische Zivilisten zeigte, die aus einem Kampfhubschrauber heraus beschossen wurden.

    Was wie ein blutiges Videospiel aussah, war grausame Wirklichkeit. Manning wurde sofort verhaftet. Im Prozess sagte sie aus, sie habe den „Blutrausch“ der Soldaten aufdecken und eine öffentliche Debatte über deren Angriffe und Motive auslösen wollen. Vom Gericht zu 35 Jahren Haft verurteilt, verbüsste sie ihre Strafe im Militärgefängnis von Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas. Die Gefangene verbrachte täglich 23 Stunden in einer kleinen Zelle und durfte nur eine Stunde mit Fussschellen zum Freigang. Ihr Essen musste sie allein einnehmen, eine Stunde pro Tag durfte sie fernsehen. Sie hatte kein normales Kopfkissen, auch ihre Decken waren aus einem speziellen Material, das nicht zerrissen werden kann. Mannings Haftbedingungen waren menschenverachtend.

    Durch einen Gnadenerlass des abtretenden US-Präsidenten Obama kam sie 2017 vorzeitig frei, bevor sie im März 2019 erneut festgenommen wurde.

    Ein anderer Whistleblower, der US-Agent Edward Snowden, deckte den ausufernden Überwachungsstaat auf. Heute weiss auch der letzte Zweifler, dass George Orwells „Big Brother is watching you!“ kein Hirngespinst ist. Google, Yahoo, Facebook und andere Firmen arbeiten mit der US-Regierung zusammen und gewähren ihr den Zugriff auf all ihre Daten. Es wird gemunkelt, dass in den iPhones von Apple Wanzen eingebaut seien … Snowden flüchtete vor der amerikanischen Justiz nach Russland, wo er politisches Asyl beantragte und erhielt. Er sagte zu Medienvertretern:

    „Ich sehe mich nicht als Held, weil ich aus eigenem Interesse handle. Ich will nicht in einer Welt leben, in der es keine Privatsphäre gibt und wo kein Raum ist für intellektuelle Abenteuer und Kreativität.“

    Die Enthüllungsplattform WikiLeaks ist das Sprachrohr des Widerstands gegen den globalisierten Zynismus, der dank des Computers eine so starke Verbreitung erfährt und dessen Wirkung darum so verheerend ist. Whistleblower wie die kürzlich verhafteten Chelsea Manning und Julian Assange, wie Edward Snowden, Glenn Greenwald, Laura Poitras, Phil Hammond und Aaron Swartz sind die wahren Revolutionäre des digitalen Zeitalters.


    Ökologie oder Selbstmord
    "Was immer mit den Tieren geschieht, geschieht bald auch mit den Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne und Töchter der Erde.“

    Das war die Botschaft des indianischen Häuptlings Seattle an den amerikanischen Präsidenten im Jahr 1855. Häuptling Seattle hatte eine Vision. Seine Botschaft war und ist höchst aktuell. Was der nordamerikanische Indianer voraussah, ist eingetreten. Das Schicksal der Natur ist das unsere. Was sich im Grossen vollzieht, im Makrokosmos, vollzieht sich auch im Mikrokosmos: Wir blasen Giftstoffe in die Atmosphäre und leiden an den Folgen der Klimaerwärmung. Wie wir mit der Natur umgehen, so geht die Natur mit uns um.

    Der Homo suizidens — ein hoffnungsloser Fall? Ein schwieriger Fall, aber kein hoffnungsloser. Ein Umdenken findet statt. Ob uns allerdings genügend Zeit bleibt, das Steuer herumzureissen, bevor die digitale Festgesellschaft auf dem bunt geschmückten Schiff den Wasserfall erreicht, weiss ich nicht.

    Nero hat Rom angezündet und die Tat den Christen vorgeworfen. Hitler hat den Reichstag in Schutt und Asche gelegt und die Juden dafür verantwortlich gemacht. Wir brennen den Regenwald nieder und rechtfertigen es mit dem Fortschritt. Rom ist untergegangen, das Dritte Reich wurde besiegt.


    Stellen wir weiterhin eine wertfreie Wissenschaft über die Ethik, ein blindes Wachstum über die Vernunft, werden wir uns selbst auslöschen.

  • Der Homo suizidens — ein hoffnungsloser Fall? Ein schwieriger Fall, aber kein hoffnungsloser. Ein Umdenken findet statt. Ob uns allerdings genügend Zeit bleibt, das Steuer herumzureissen, bevor die digitale Festgesellschaft auf dem bunt geschmückten Schiff den Wasserfall erreicht, weiss ich nicht.

    Ich hab deinen Beitrag ganz gelesen. So einen ähnlichen habe schon mal geschrieben aber nicht veröffentlicht.

    Du kannst das besser wie ich, muss ich feststellen.

    Mir fällt aber dazu ein, dass das Universum angeblich einen Asteroiden geschickt hat um eine dominante Epoche zu beenden.

    Dann kam der Mensch. Es könnte sein, dass das Universum dieses mal den Weg nimmt den du hier beschrieben hast.

    Das war schon immer meine Vision, die für mich immer deutlicher wird.

  • Knallharte Sicht lieber Daniel ,

    Es beginnt bei jedem selber Ordnung zu schaffen , bei sich selber ist dringend notwendig , das Aussen spiegelt mir wie zer-

    störerisch ich mit meiner( Seele )

    umgehe ?

  • Toller erster Abschnitt... aber zuviel in dem Moment , ich bin auf m Sprung zum nächstem Event buddhistischer Natur und dann noch auf nem Chorkonzert.. feine sache.. das hier auch.. ich zieh mir das lieber in Ruhe später dann mal ganz zu Gemüte...nicht schwischen Tür und Angel und was weiss ich noch allem.


    habts schön Ihr Krieger des Lichts... bis später oder so.

  • In einigen Punkten kann ich dem Artikel durchaus zustimmen. Einiges stößt mir schon seit langem sauer auf. Es gibt aber Punkte, die ich deutlich entspannter sehe als du.


    Zur "Cyberisierung der Sexualität" habe ich aus bestimmten Gründen eine etwas kompliziertere Einstellung und sehe sowohl die Nachteile, als auch die Vorteile.


    Und dass Computer asozial und autistisch machen...... also bitte! Zum einen dürfte klar sein, dass Autismus keine Computerkrankheit ist mit der der Mensch sich ansteckt, zum anderen ist die Frage ob der Computer sozial oder asozial macht eine reine Frage der Nutzung. Das Forum hier macht uns auch nicht asozial oder?


    Ich persönlich bleibe bei der Meinung, dass der Mensch an sich ein Parasit ist und in der Masse erschreckend dumm ist. Leider kann bzw darf man Dummheit nicht ausrotten. Daher bleibt nur den klugen und bewussten Menschen übrig, das beste zu tun was ihnen möglich ist und einen kleinen Beitrag zu leisten.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Und dass Computer asozial und autistisch machen...... also bitte

    Ich schreibe hier nicht von der KRANKHEIT Autismus, sondern von gewissen Verhaltensweisen, die, ob man die Ansicht teilt oder nicht, längst in breit angelegten wissenschaftlichen, internationalen Studien belegt sind (Namen ganz unten).

    Also nicht Computer machen die Krankheit Autismus. Autismus ist eine eigene Krankheit deren Ursachen multifaktoriell und psychosozial sind.
    Computer ersetzen keine direkte, zwischenmenschliche, Face-To-Face-Kommunikation. Aber tun es in gewissen Kreisen immer mehr. Wenn ein Mensch nur noch seine ganze Zeit hinter dem Computer verbringt, hat das Folgen. (ich glaube man nennt solche NERDS).
    Assosiozial heisst nicht nur, was man meistens damit verbindet (Gewalt, Durchsetzung, Übergehen), hier (in diesem Text) ist die Unfähigkeit gemeint, mit andern Mitmenschen in der persönlichen Beziehung (nicht im virtuellen Raum) zu interagieren.
    Die Bücher von der Gehirnforscher und Neurologen Manfred Spitzer und Gerhard Hüter seien empfohlen.

  • Ich schreibe hier nicht von der KRANKHEIT Autismus, sondern von gewissen Verhaltensweisen, die, ob man die Ansicht teilt oder nicht, längst in gut belegten Studien belegt sind.

    Also nicht Computer machen die Krankheit Autismus. Autismus ist eine eigene Krankheit deren Ursachen multifaktoriell sind.

    Dann wäre vielleicht eine spezifischere Formulierung hilfreich gewesen, denn für mich klang es, als sprichst du von der Krankheit. So wie du es jetzt beschreibst, stimme ich dir durchaus zu.

    Computer ersetzen keine direkte, zwischenmenschliche, Face-To-Face-Kommunikation. Aber tun es in gewissen Kreisen immer mehr. Wenn ein Mensch nur noch seine ganze Zeit hinter dem Computer verbringt, hat das Folgen. (ich glaube man nennt solche NERDS).

    "Nerds" sind keine sozial inkompetenten Computer-Fanatiker. Nerds sind etwas völlig anderes. Und ja ich gebe dir völlig Recht, dass die Menschen oft zu viel über Computer (bzw eher Handy) kommunzieren, statt tatsächlich von Angesicht zu Angesicht. Das ist etwas, was mich auch oft stört. Allerdings ist auch die Frage, ob man immer die Alternative umsetzen könnte. Mein gesamter Freundeskreis wohnt weiter weg. Natürlich bevorzuge ich Telefonate, aber dennoch sind mir digitale Methoden, diese Freundschaften zu erhalten, sehr wichtig geworden. Ich denke auch hier ist, wie ich es ja bereits sagte, die Nutzung und vor allem natürlich das Maß die Frage. Ich sehe die "Schuld" wenn man so will nicht bei der Technologie oder den Anbietern, sondern einfach der Nutzung.

    Assosiozial heisst nicht nur, was man meistens damit verbindet (Gewalt, Durchsetzung, Übergehen), hier (in diesem Text) ist die Unfähigkeit gemeint, mit andern Mitmenschen in der persönlichen Beziehung (nicht im virtuellen Raum) zu interagieren.

    Auch hier verstehe ich dich nach der Erläuterung deutlich besser. Und ich will keineswegs abstreiten, dass es diese Folgen geben kann. Die entsprechende Forschung dazu ist mir unbekannt, aber ich halte den Grundgedanken für absolut glaubwürdig. Doch auch hier kann man entgegen wirken, indem man dosiert und die Verhältnismäßigkeit im Auge behält bzw auch am Computer oder Handy eine vernünftige Ausdrucksweise beizubehalten versucht, statt sich der üblichen Kürzel-Sprache zu bedienen.


    ich denke du merkst, dass ich einigen deiner Punkte durchaus zustimme, wenn auch vielleicht nicht zu 100%. Aber wie gesagt mir geht es in erster Linie darum, dass die Technologie nicht so sehr ein Problem wäre, wenn nicht die Nutzer die falschen Entscheidungen treffen würden.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • dass die Technologie nicht so sehr ein Problem wäre, wenn nicht die Nutzer die falschen Entscheidungen treffen würden.

    Damit hast du die Essenz dieses Textes verstanden. Danke. Das was ich am Anfang beschreibe ist, was passieren kann, wenn der Mensch seine in sich wohnende, z.T. unbewusste Angst vor dem Tod nicht auf kreative Weise angeht, sondern verdrängt. Ich habe bewusst krass und klar beschrieben.
    Der Computer und die Technolgie und die Anwendung dessen, sind, wie du schreibst, die Grundlage falscher Entscheidungen. Wenn diese Entscheidungen unbewusst getroffen werden, ist das Resultat ungefähr das, was hier geschrieben steht. Ich sehe aber auch, dass jede Wahrnehmung durchaus perspektivisch ist...

  • Was mich besonders schmerzt ist zu mit anzusehen, wie junge Mütter ihre kleinen Kinder im Wagen vor sich her schieben und ihre Aufmerksamkeit dabei auf ihr Smartphone gerichtet ist. Das tut mir in meiner Seele weh!


    Wobei ich nicht weiss, was den Unterschied für das kleine Kind ausmacht, ob die Mutter mit dem Smartphone oder mit einer Nachbarin kommuniziert. In beiden Fällen ist die Mutter nicht bei ihm und es fühlt sich wahrscheinlich nicht wahrgenommen.


    Wesentlich ist doch dabei, WARUM ich das tue und warum ich nicht mehr den Menschen sehe, der meine Aufmerksamkeit braucht, sondern nur meinem eigenen Bedürfnis nach Ablenkung nachgehe und den zwischenmenschlichen Kontakt dabei vernachlässige. Will ich etwa in mir etwas betäuben - will ich etwas verdrängen, will ich über alles Unangenehme in mir einen Deckel stülpen, damit ich es nicht ertragen muss? Welcher Mittel ich mich dabei bediene, ist eher nebensächlich.



  • Dann bin ich tatsächlich deiner Meinung. Und jetzt auch im Bezug auf die Cyberisierung der Sexualität. Denn hier sind mir Vor- und Nachteile so bewusst wie in kaum einem der anderen genannten Bereiche.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Was mich besonders schmerzt ist zu mit anzusehen, wie junge Mütter ihre kleinen Kinder im Wagen vor sich her schieben und ihre Aufmerksamkeit dabei auf ihr Smartphone gerichtet ist. Das tut mir in meiner Seele weh!

    Das hat alles seinen Sinn. Da das Smartphone sich zwischen der Mutter und dem Baby befindet, also das Smartphone näher am Baby ist,

    lernt das Baby umso schneller, dass die wahre Mutter das Smartphone ist. Für folgende Generationen wird das Smartphone also die Mutter

    aller Dinge sein.

  • Zynismus... immer wieder erfrischend....

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Das hat alles seinen Sinn. Da das Smartphone sich zwischen der Mutter und dem Baby befindet, also das Smartphone näher am Baby ist,

    lernt das Baby umso schneller, dass die wahre Mutter das Smartphone ist. Für folgende Generationen wird das Smartphone also die Mutter

    aller Dinge sein.

    Das kann nur die Antwort eines verletzten inneren Kindes sein! Ich verstehe und kenne selbst auch ein solches inneres Kind, welches sich zwar nicht mit einem Smartphone, jedoch mit mangelnder Aufmerksamkeit mütterlicherseits konfrontieren musste/durfte.

  • Das war auch mein Gedanke. Denn während Ironie eher ein Werkzeug ist und oft eher humoristisch genutzt wird und Sarkasmus in einer Grauzone liegt ist Zynismus wie in diesem Fall leider oft doch ein Zeichen von Verletztheit oder Hilflosigkeit. Robert, versteh das bitte nicht als Urteil, aber ich finde den Gedanken interessant, denn es ist nicht das erste Mal dass mir eine gewisse Scharfzüngigkeit bei dir auffällt. Vielleicht wäre es interessant, das mal genauer zu betrachten?

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Das hat alles seinen Sinn. Da das Smartphone sich zwischen der Mutter und dem Baby befindet, also das Smartphone näher am Baby ist,

    lernt das Baby umso schneller, dass die wahre Mutter das Smartphone ist. Für folgende Generationen wird das Smartphone also die Mutter

    aller Dinge sein.

    Bei mir war der Vater emotional abwesend / abweisend ,

    Robert das ist wahrlich kein liebevoller Vergleich , und hat absolut keinen Sinn , .

  • Das war auch mein Gedanke. Denn während Ironie eher ein Werkzeug ist und oft eher humoristisch genutzt wird und Sarkasmus in einer Grauzone liegt ist Zynismus wie in diesem Fall leider oft doch ein Zeichen von Verletztheit oder Hilflosigkeit. Robert, versteh das bitte nicht als Urteil, aber ich finde den Gedanken interessant, denn es ist nicht das erste Mal dass mir eine gewisse Scharfzüngigkeit bei dir auffällt. Vielleicht wäre es interessant, das mal genauer zu betrachten?

    Doch! das verstehe ich als Urteil, aber mache dir keine Sorgen, es kommt bei mir ohne Probleme an.

    Die Verletzungen die ich als Kind erfahren habe, aber auch parallel dazu eine gleichzeitig himmlische Extase

    haben eine Spannung erzeugt, die mich fast zerrissen hätte. Ich kann es mir heute leisten Witze zu machen,

    weil ich "darüber stehe". Die Anführungszeichen meinen, dass dieses Ich, dass darüber steht, keine Rolle mehr spielt.

    Die Rolle spielt jetzt jemand anders.

  • Ich stehe

    heute auch drüber ,

    Vergesse aber nicht , dass es nicht alle betrifft , die schmerzt es immer noch .

  • Ich verstehe und kenne selbst auch ein solches inneres Kind, welches sich zwar nicht mit einem Smartphone, jedoch mit mangelnder Aufmerksamkeit mütterlicherseits konfrontieren musste/durfte.

    Einmal - da war dieses Kind schon etwas älter- hat es einfach seine Konsequenzen gezogen! Während die Mutter "stundenlang" auf der Strasse mit einer Nachbarin quatschte und es sich "links liegengelassen" fühlte, ist es einfach ausgebüxt und das wurde nicht einmal bemerkt! Als das Kind dann im Quartier von einer Nachbarin alleine angetroffen und nach Hause gebracht wurde, hat sich die Erleichterung der Eltern so kundgetan, dass es zur Strafe ohne Nachtessen mit knurrendem Magen ins Bett geschickt wurde.


    Sorry, jetzt bin ich aber gewaltig vom Eingangsthema abgewichen! Dennoch sind es vielleicht viele solcher "inneren Kinder", die als Jugendliche und Erwachsene etwas in sich tragen, das sie lieber nicht anschauen und vor allem nicht fühlen möchten - weil es zu sehr schmerzt. Die Folge davon kann dann ein solches Verhalten sein, wie es im Eingangsthema geschildert wurde. Keine menschliche Nähe und Wärme mehr zulassen zu können und sich lieber der unpersönlichen Technik zu bedienen. Diese kann zwar weniger Verletzungen antriggern, jedoch in die Isolation führen. Aber dies wird eben in manchen Fällen der Konfrontation mit dem wahren Leben vorgezogen!

  • Da verstehe ich was Daniel meint , sich mit dem Sterben befassen .

    Wir erleben täglich kleine Tode , ich sage bewusst " wir " weil es uns alle betrifft .

    Einmal editiert, zuletzt von Priska ()

  • Einmal - da war dieses Kind schon etwas älter- hat es einfach seine Konsequenzen gezogen! Während die Mutter "stundenlang" auf der Strasse mit einer Nachbarin quatschte und es sich "links liegengelassen" fühlte, ist es einfach ausgebüxt und das wurde nicht einmal bemerkt! Als das Kind dann im Quartier von einer Nachbarin alleine angetroffen und nach Hause gebracht wurde, hat sich die Erleichterung der Eltern so kundgetan, dass es zur Strafe ohne Nachtessen mit knurrendem Magen ins Bett geschickt wurde.

    Möchtet ihr mal eine Misshandlungsgeschichte von mir hören? Hoffentlich sagt ihr alle Nein!