Liebe ist die beste Medizin

  • Ich war Jahre in der Pflege tätig, unter anderem in einer geschlossenen Psychiatrie mit Straftätern und sehr psychisch kranken Menschen. Ich habe einfach mein Herz aufgemacht und die Menschen in Liebe umarmt. Mit Handauflegen konnte ich viele Male Patienten beruhigen, was meine Kollegen nicht verstanden haben. Gewalttätige Patienten, die nur mit Mühe von drei Pflegekräften ins Bett gebracht werden konnten, habe ich alleine gemacht.

    Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, den Menschen auf ihrer Ebene, wo immer sie ist, zu begegnen. Ich habe versucht einen Weg dorthin zu finden, Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, dafür wunderbar magische Momente mit diesen Menschen.

    Ich habe Ihnen meinen Respekt, Achtung und Wertschätzung geschenkt und dafür ihre Liebe bekommen.

    Meine Kollegen haben gesagt, ich komme wohl von einem anderen Stern und haben mich oft ausgelacht, aber das habe ich für mich nicht angenommen, es gehörte mir nicht. Ich war ja nicht dort, um meinen Kollegen zu gefallen.

    Wir waren in der Nachmittagsschicht zu zweit mit 38 dieser wunderbaren Menschen. Wenn der Hausarzt kam, hat er gleich beim reingehen gesagt, ach, die Rosi ist da, das merkt man gleich. Ich habe stets versucht den Menschen schöne Momente zu gestalten in ihren Welten.

    Mein Hausarzt, der auch der Arzt für die Einrichtung war, sagte zu mir, ich sei eine Pflegekraft aus der Zukunft und das System ist noch nicht bereit für mich.

    Das stimmt auch, denn ich wurde oft kritisiert. Z.B. ein Mann lag im sterben, es kamen keine Angehörigen und ich habe ihn begleitet nach meiner Schicht, bis er gegangen ist. Ich wollte nicht, dass er alleine ist. Am nächsten Tag kam ich auf die Arbeit und musste gleich zum Pflegedienstleiter, der mir gesagt hat; "Rosi du machst immer das, was du nicht machen sollst. Was war das gestern denn schon wieder". Ich habe gesagt, was meinst du? Er hat geantwortet, du warst bei Herrn XXX. Dann habe ich nur gesagt, mit dieser Einstellung bist du hier am falschen Platz und ich lasse mir niemals verbieten, einen sterbenden zu begleiten. Bei mir, stirbt keiner alleine.

    Ich konnte so viel erreichen, ohne Medikamente, einfach mit meiner Liebe und meiner Wertschätzung von Mensch zu Mensch.

    Es hat mich oft traurig gemacht, wie Menschen mit Menschen umgehen.

    Mirua63

  • Wow @Mirua63


    danke für diesen Einblick in Deine Seele! Es tut gut Deine Geschichte zu lesen. Ich spüre, wie sie das Eis ums Herz schmelzen lässt.

    Ich wundere mich, wie Menschen sich an Regeln orientieren und dabei ihr Inneres übersehen. Es scheint so, dass die Menschen lern resistent sind, denn bereits die Bibel berichtet von den Folgen, welche die Schriftgelehrten heraufbeschwören.


    Mein Herz hast Du total berührt, gerne schneide ich mir eine Scheibe davon ab - Danke, dass Du uns an die Liebe erinnerst!


    Alles Liebe,

    Eisu

  • Ich kann mich Eisu nur anschließen. Sterbende zu begleiten, dass ist sehr wichtig. Die Menschen sollten sich bis zuletzt als eben genau das, Menschen fühlen.

    Danke für diesen Bericht. Es müsste mehr solche PflegerInnen geben.

  • Es müsste mehr solche PflegerInnen geben.



    Nun ich glaube, dass es sehr viel solcher Pflegerinnen und Pfleger gibt, nur das System verhindert das "menschliche" Arbeiten. Wenn man in Seniorenheimen nur 12 Minuten für die Pflege der Menschen brauchen darf, wo bleibt da die Liebe? Ich könnte keinen pflegerischen Beruf ausüben, ich würde daran zerbrechen. Meine Hochachtung und mein Dank gilt all denen, die in einem solchen Beruf tätig sind. <3

  • Ich muss Arlette beipflichten. Ich habe das nicht richtig kommunniziert. Die einzelnen PflegerInnen und Pfleger können oftmals nicht so helfen, wie sie das möchten. Sie stehen unter einem großen Druck.