weil's sicher oft gut ist daran auch später erinnert zu werden:
ZitatAlles anzeigenWege zur Eintracht
(von Dr. Hellmuth Hecker)
Zwei Weisen gibt es, die zur Eintracht führen. Welche zwei?
1. Die gute Weise, die hilfreich und zuträglich ist und
2. die beste Weise, die zur Befreiung und zum Heile führt.
Welches ist nun die gute Weise, die hilfreich und zuträglich ist?
I. Das Gute
Die gute Weise ist vierfacher Art:
1. Durch Gaben,
2. durch liebreiche Worte,
3. durch rüstige Förderung,
4. durch Sich-gleich-erkennen.
1. Was ist nun Art des Gebens ?
Da gibt ein Mensch Gaben und Geschenke, er ist freigiebig und hilfsbereit, gastfreundlich und großzügig. Wo auch immer ein Bedürftiger und Notleidender an ihn herantritt, da hilft er. Wo auch immer er jemandem durch ein Geschenk eine Freude machen kann, da tut er dieses. Not zu lindern und Freude zu bereiten, gibt er: Geben macht ihn froh, Geben beglückt ihn, Geben erfreut ihn und fern ist er von Geiz, Neid und Habgier. Den anderen Menschen aber ist er lieb und angenehm, die Edlen suchen seinen Umgang, er gewinnt einen guten Ruf, ihm eignet ein sicheres Auftreten und sein Herz wird leichter und leichter von Furcht und Sorge um die Lebensnotwendigkeiten. Und auch im Jenseits erwirkt er sich hohen Lohn und hohe Macht. Nicht gibt er leichtsinnig, so daß er selbst anderen zur Last fällt und nicht gibt er blindlings, ohne Rücksicht auf den Empfänger; sondern er gibt mit Bedacht, eingedenk der eignen Möglichkeiten und eingedenk der Lage des anderen. Und je mehr sein Herz von der Gesinnung des Gebens erfüllt wird, desto selbstloser wird er. So wandelt er zum eignen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil er die Erfahrung macht, daß die besten Gaben oft den anderen doch nicht aufheitern können: Mit vollen Händen steht er dann mit leeren Händen da, hilflos im Helfen. Und ferner noch: Er macht die Erfahrung, daß er selber oft durch harte Worte die Eintracht und die Freude des anderen wieder zerstört, die er durch sein Geben hervorrief. So regt Geben dazu an, die Not des anderen tiefer zu verstehen und die eignen Fehler tiefer anzugreifen.
2. Was ist nun die Art der liebreichen Worte ?
Da spricht ein Mensch liebevolle Worte, milde, sanfte, innige, Worte, die vom Herzen kommen und zu Herzen gehen. Was auch immer er spricht, er spricht es auf liebevolle Art, liebevollen Sinnes. Spannungen und Mißverständnisse zu lindern und zu beschwichtigen, spricht er: Liebevolle Worte machen ihn heiter, liebevolle Worte beglücken ihn und fern ist er von Grobheit, Barschheit und verletzender Schärfe. Er weiß, daß liebevolle Worte ungleich stärker als alle Gaben Not und Kummer des anderen hinwegschmelzen können. Er weiß, daß Gaben auch ohne Liebe im Bereich der Dinge helfen können, daß aber Worte ohne Liebe nichts als leere Hülsen sind. Und warum? Weil liebevolle Worte über den Bereich der Worte hinausweisen und tiefer gehen. Um liebevolle Worte sagen zu können, muß man gemütsmäßig mitempfinden und sich auf den anderen einstellen. Und um dies zu können, muß man allen Zorn, allen Ärger und alle Überheblichkeit abtun. Je mehr sein Herz von der liebreichen Gesinnung erfüllt wird, desto selbstloser wird er. So wandelt er zum eignen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil er die Erfahrung macht, daß die liebevollsten Worte oft den anderen doch nicht aufmuntern können oder nur eine kurze Linderung sind. Und ferner noch: Er macht die Erfahrung, daß er selber oft durch unüberlegte Ratschläge die Eintracht und die Freude des anderen wieder zerstört, die er durch seine Worte hervorrief. So regen die liebevollen Worte dazu an, die Not des anderen tiefer zu verstehen und die eignen Fehler tiefer anzugreifen.
3. Was ist nun die Art der rüstigen Förderung ?
Da hilft ein Mensch durch gute Ratschläge, kluge, wohlbedachte, förderliche, die tauglich sind, zu Wohl führen. Was auch immer er spricht, er spricht es wohlbedacht. Den anderen von Ungutem wegzulenken und zum Guten hinzuführen, spricht er. Er zeigt dem anderen, wie er diese und jene Not überwinden und diesem und jenem Kummer entgehen kann.
Er hilft dem anderen, von Gaben und liebevollen Worten unabhängiger zu werden. Um das zu können, muß er selber klar sehen, was gut und ungut ist. Je mehr er bei sich erkennt, was zu Not und Kummer führt, desto mehr meidet er es und desto überzeugender kann er es anderen sagen. So wandelt er zum eignen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil er die Erfahrung macht, daß die besten Ratschläge oft von dem anderen doch nicht beherzigt werden. Und ferner noch: Er macht die Erfahrung, daß er selber oft durch eine herablassende Art die Eintracht und die Freude wieder zerstört, die er durch seine Ratschläge hervorrief. So regt die rüstige Förderung dazu an, die Not überhaupt tiefer zu verstehen und die eignen Fehler tiefer anzugreifen.
4. Was ist nun die Art des Sich-gleich-erkennens ?
Da hat ein Mensch den Gedanken „Hier bin ich, dort sind die anderen” verlassen, er ist frei von Stolz und Hochmut, er dünkt sich nicht mehr als andere, er sieht sich als ihnen gleich an. Im Tun, im Reden und Denken dient er den anderen mit liebevollem Wesen, so offen als verborgen. Er ist bereit für die Anliegen der anderen, er steht ihnen zur Verfügung, er hat immer Zeit für sie. Er hat seinen eignen Willen aufgegeben und ist demütig und bescheiden geworden.
Eine höhere Art der hilfreichen und zuträglichen Weise aber gibt es nicht. Es ist die vollkommene Art, die durch die gute Weise zur Eintracht führt.
II. Das Beste
Welches ist nun die beste Weise, die zur Befreiung und zum Heile führt?
Die beste Weise ist vierfacher Art:
1. Durch Gaben,
2. durch liebreiche Worte,
3. durch rüstige Förderung,
4. durch Sich-gleich-erkennen.
1. Was ist nun die Art des Gebens ?
Da zeigt ein Mensch den anderen die Lehre über die Wirklichkeit, weithin sichtbar, wie er sie gehört und aufgefaßt hat; und nicht geizt er mit seinen Erkenntnissen und nicht verachtet er die anderen. Was aber ist die Lehre von der Wirklichkeit? Es ist die Einsicht: „Alle Erscheinungen sind vergänglich; was vergänglich ist, ist wehe; was aber vergänglich und wehe ist, immer wieder zum Unheil sich wandelt, das lohnt nicht, sich damit abzugeben und das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.” Indem ein Mensch anderen diese Erkenntnis zeigt, gewinnt er selber darüber weitere Klarheit, dringt er tiefer in sie ein. So wandelt er zum eignen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil es nicht genügt, den anderen diese Einsicht nur zu vermitteln.
2. Was ist nun die Art der liebevollen Worte ?
Da zeigt ein Mensch denen, die nach dem Heil suchen und Gehör leihen, immer wieder die Lehre der Wirklichkeit, unermüdlich, liebevollen Herzens, ohne Murren und ohne Ärger. Nicht wird er müde, aus dem Herzen zum Herzen der Verständigen zu sprechen und nicht kränkt es ihn, scheinbar vergeblich zu sprechen. Indem er derart unermüdlich ist, wächst seine Geduld und Unverstörbarkeit. So wandelt er zum eignen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil es nicht genügt, jene Einsicht immer wieder nur im allgemeinen zu sagen.
3. Was ist nun die Art der rüstigen Förderung?
Da müht sich ein Mensch darum, einem Vertrauenslosen so zu raten, daß er Vertrauen gewinnt, daß er im Vertrauen Fuß faßt, daß sein Vertrauen sich mehr und mehr festigt. Da müht sich ein Mensch darum, einem Untugendhaften so zu raten, daß er Tugend gewinnt, daß er in der Tugend Fuß faßt, daß seine Tugend sich mehr und mehr festigt. Da müht sich ein Mensch darum, einem Selbstsüchtigen so zu raten, daß er Selbstlosigkeit gewinnt, daß er in Selbstlosigkeit Fuß faßt, daß seine Selbstlosigkeit sich mehr und mehr festigt. Da müht sich ein Mensch darum, einem Unweisen so zu raten, daß er Weisheit gewinnt, daß er in Weisheit Fuß faßt, daß seine Weisheit sich mehr und mehr festigt. Und warum? Wer sicheres Vertrauen in seine Erkenntnisse gewinnt, der neigt sich zu tugendhaftem Leben. Wer in Tugend sicher ist, der neigt sich zur Selbstlosigkeit. Wer in Selbstlosigkeit sicher ist, der neigt sich zur Weisheit. Und wer einen anderen in der Gewinnung dieser vier heilsamen Dinge bestärkt, der gibt sich selber immer wieder Anstöße dazu. So
wandelt er zum eigenen Heil und zum Heil der anderen.
Bald aber merkt er, daß dies noch nicht die vollkommene Art ist, die zur Eintracht führt. Und warum? Weil er selber nicht vollkommen ist.
4. Was ist nun die Art des Sich-gleich-erkennens ?
Da hat ein Mensch den Gedanken „Hier bin ich, dort sind die anderen” verlassen, er ist frei von Stolz und Hochmut, er dünkt sich nicht mehr als andere, er sieht sich als ihnen gleich an. Und er sucht sich solchen Umgang, solche Freunde, die ihm an Erkenntnis gleich oder überlegen sind. Im Tun, im Reden, im Denken dient er ihnen mit liebevollem Wesen, so offen als verborgen. Er ist bereit für ihre Anliegen, er steht ihnen zur Verfügung, er hat immer Zeit für sie. Er hat seinen eignen Willen aufgegeben und ist demütig und bescheiden geworden. Die höchste Weise aber besteht darin, wenn einer, der selber die Sicherheit, völlige Befreiung zu erlangen, gewonnen hat, sich mit solchen zusammentut, die die gleiche Sicherheit gewonnen haben. Wenn jeder von ihnen seinen Willen aufgibt, dann kann ihre Eintracht allein dazu dienen, sich gegenseitig in Tat, Wort und Rat zu fördern. So wandelt jeder von ihnen zum eigenen Heil und zum Heil der andern.
Eine höhere Art, die zum Heil und zur Befreiung führt, aber gibt es nicht. Es ist die vollkommene Art der Eintracht.
Das sind die zwei Weisen, die zur Eintracht führen: Die gute Weise, die hilfreich und zuträglich ist und die beste Weise, die zur Befreiung und zum Heile führt. Von diesen beiden Weisen schließt die letztere die erstere in sich, setzt sie voraus, kann ohne sie nicht bestehen.