Ich bin müde...

Seit Jahren kämpfe ich... Erst gegen andere, um nicht zu zerbrechen, dann gegen alte Gewohnheiten, dann einfach gegen mich selbst, um ein besserer Mensch zu werden. Ich kämpfe gegen meine Zweifel, gegen meine Fehler, meine Schwächen, meine Illusionen. Jetzt kann man mir natürlich sagen "Kämpf doch nicht gegen dich selbst, akzeptier dich wie du bist und lerne MIT dir selbst zu kämpfen." Joa, schöne Idee, kostet aber genau so viel Kraft. Ich bin stolz auf jeden meiner Fortschritte, ich lobe mich selbst, ich versuche anzuerkennen, was ich schaffe. Ich versuche mutig zu sein, mich nicht mehr unterdrücken zu lassen, mich zu lieben, mich zu geben wie ich bin. Ja mich zum Teil auch so zu geben wie ich sein möchte. Denn ich kann nur ein besserer Mensch werden, wenn ich anfange mich wie einer zu verhalten. Ich habe kein schlechtes Leben - hatte ich nie und habe ich bis heute nicht. Ich habe es im Verhältnis immer gut gehabt, hatte immer Menschen, die mir helfen. Aber das heißt nicht, dass es nicht schwer war oder ist. Tag für Tag versuche ich meinen Weg zu gehen, mein Päckchen zu schleppen, Ballast los zu lassen und an anderer Stelle neuen aufzunehmen, indem ich Verantwortung übernehme. Verantwortung für mein Denken und Handeln. Ich weiß ich bin nicht wie ich sein möchte. Ich weiß ich bin nicht wie ich sein könnte. Ich weiß ich habe Fehler, Schwächen, Illusionen, Glaubenssätze. Aber ich versuche jeden Tag darüber nachzudenken, Dinge zu finden, die ich Verbessern kann, Dinge zu erkennen die zu ändern ich noch nicht in der Lage bin. Ich überwinde mich immer wieder, versuche mich zu entschuldigen, wenn es nötig ist, versuche mutig zu sein wo ich es kann, versuche ehrlich zu sein, zuzuhören, mich zu öffnen. Ich versuche zu dem zu stehen, was ich bin und was ich kann, versuche es für das gute zu nutzen, anderen zu helfen, mich selbst zu entwickeln, etwas aus mir zu machen, meine Fähigkeiten einzusetzen, etwas in mir und anderen zu bewirken, mich an der Entwicklung zum Guten zu beteiligen.


Und dann kommt der Moment, da weiß ich nicht weiter. Da erkenne ich, dass ich ein Problem habe, aber kann nicht sehen was es ist, wie es entsteht, warum ich so empfinde. Ich vertraue mich an, suche Hilfe, weil ich anerkenne, dass ich selbst gerade nicht weiter weiß.


  • Wenn du uns belehren willst, dann mach das deutlich.
  • Willst du nun die Oberlehrerin spielen?
  • deine Worte entsprechen NICHT deiner Intention
  • Aber vertecke es nicht (...) und beschwer dich dann
  • Ich gebe allerdings zu Bedenken, dass du dir vielleicht eine gute Chance vertust, wenn du einfach Ratschläge anderer, so wie jetzt meine, ablehnst, weil sie vielleicht nicht so gut zu dem passen, was du hören willst
  • Aber ich sehe dass du viele Gelegenheiten in die Tiefe und dich zu schauen nicht wahrnimmst, ja sogar offen ablehnst, weil du dann vielleicht (ich sagte VIELLEICHT) erkennen könntest, dass du tatsächlich ein Arsch bist.

(An die Person, die ich hier zitiere: Ich halte dich bewusst anonym, denn es tut nichts zur Sache, wer du bist. Und ich verurteile dich nicht. Es geht hier nur um das was in MIR vorgeht.)


Ich höre deine Worte. Ich versuche sie aufzunehmen. Aber mir ist schlecht. Ich bin wütend, fassunglos, traurig, verletzt, und fühle mich allein. Ja, mein Ego dreht auf Hochtouren. Das wusste ich schon als ich dich um Hilfe bat. Das wusste ich vom ersten Moment an. Vielleicht wolltest du mir helfen. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du es gut meinst. Ich bin dir nicht böse. Ich fühle mich nur unendlich hilflos. Ich wollte deine Hilfe, um mich zu entwickeln, um besser zu werden, um einen Weg zu finden. Ich strecke dir meine Hand entgegen, doch du nimmst sie nicht. Ich fühle mich ohnmächtig, versuche Halt zu finden, schlage dabei nach dir. Ich weiß es ist falsch. Ich weiß es bringt nichts. Aber was du vielleicht nicht weißt ist, dass deine Worte mir ins Gesicht peitschen wie ein Herbststurm. Dass alles, was ich mir mühsam aufgebaut habe, gefährlich zu schwanken beginnt. Dass die katzenfreundliche Stimme von Paul mir ins Ohr flüstert "Du hast doch die ganze Zeit gewusst, dass du dir was vor machst. Du hast dich nicht entwickelt. Als ob du das überhaupt könntest. Behaupte nicht länger dass du besser werden würdest, denn das wirst du nie."


Ich versuche zu kämpfen, gegen Paul, gegen den Sturm, gegen meine Schwäche. Ich sinke auf die knie - und weine. Was soll ich noch tun? Ich gebe doch alles was ich kann. Ist alles umsonst? Lüge ich mir nur etwas vor, dass ich Fortschritte gemacht hätte? Haben all die Jahre nichts gebracht? Die Tränen versiegen - langsam - und zurück bleibt Müdigkeit. Tiefe Müdigkeit und die Suche nach einem Grund, wieder aufzustehen, dem Sturm ins Gesicht zu sehen und meinen Weg weiter zu gehen.......

Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

Kommentare 10

  • Vielleicht gelingt es dir ja Paul einfach in Liebe loszulassen und Ihm zu sagen, dass Du seinen Schutz nicht mehr brauchst, weil Du nun genug in der Richtung studiert hast und dich bereit fühlst auch mal Schmerz im Glück zu ertragen?

    • Liebe ist nicht auf alles eine Antwort. Viel wichtiger war für mich die Erkenntnis, dass ich akzeptieren muss, das Paul noch eine ganze Weile bleiben wird. Er ist wie ein ungeliebter Verwandter - egal wie lange wir uns aus dem Weg gehen, ich werde nie etwas daran ändern können, dass wir verwandt sind.


      Und ganz ehrlich? Paul war hier das kleinste Problem....

  • Wow, was für eine Antwort. Sie kommt aus deinem Herzen und sie ist mutig und wunderschön. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

    • Ja ich habe in letzter Zeit überraschenderweise weniger Hemmungen, mich offen zu zeigen. Klar kann das manchmal unschöne Konsequenzen haben, aber es führt mich auf den Weg der Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Ehrlichkeit mit mir selbst. Und wenn ich das schaffe, dann erreiche ich vielleicht den Punkt, dass ich mich endlich weniger dafür interessiere, was andere von mir halten. Denn das ist mir immer noch zu wichtig, egal wie viel Fortschritte ich hier schon gemacht habe.

  • Oh ja, das kenne ich: "Jeder Kampf macht müde, auch jener, gegen sich selbst". Ich konnte diesen Kampf beenden, als ich erkannte, dass ich längst schon da bin, wo ich schon immer hin wollte. Okay, mein Ego wünscht sich ein paar Millionen Franken als (Alters)Sicherheit auf dem Konto, doch will ich das wirklich? Würde das vielleicht auf einer anderen Ebene abhängig machen und in einen Kampf verwickeln?


    Oh wie glücklich und frei, frei von Kämpfen bin ich, seit ich anerkenne, dass ich bin wo ich bin und der ich bin. <3


    Ich kann nur berichten, was ich erlebe, es liegt mir fern, irgendwem zu sagen: "Sei zufrieden mit dem was Du hast, dann bist Du glücklich", das verstehen nur wenige Menschen....


    Ich werde Deine Last kaum mittragen können, doch an Deiner Seite stehen, das kann ich - zusammen mit der genialsten Community der Welt :) <3

    • Das ist es ja: Es geht mir nicht um Geld oder Macht oder Besitz oder Ansehen. Es geht mir um das emotionale, das spirtuelle, meine Persönlichkeit. Und da gibt es noch viel, was zu ändern ich für notwendig erachte. Weil ich weiß, dass ich mir viele Probleme selbst verursache. Und davon möchte ich mit der Zeit ablassen können. Und dazu sind noch einige Kämpfe nötig. Und selbst wenn ich meine persönliche Entwicklung außen vor lasse - dann ist da immer noch die Frage, wie ich mit solchen Stürmen umgehe, wie ich sie oben beschrieben habe. Soll ich dagegen kämpfen und mir sagen lassen, dass es mir nur darum geht Recht zu haben? Oder soll ich es einfach hinnehmen und akzeptieren, dass man mich als etwas hinstellt, was ich nicht bin? Keine Ahnung, es sind einfach viele viele Fragen aufgetaucht. Und im Moment habe ich weder Lust noch Energie sie zu beantworten. Gerade ist einfach mal komplett die Luft raus, auch aus den Sachen, die ich mir für das Wochenende vorgenommen hatte....

    • Zitat

      Soll ich dagegen kämpfen und mir sagen lassen, dass es mir nur darum geht Recht zu haben? Oder soll ich es einfach hinnehmen und akzeptieren, dass man mich als etwas hinstellt, was ich nicht bin? Keine Ahnung, es sind einfach viele viele Fragen aufgetaucht.

      Die Antworten auf diese Fragen musst du finden und du wirst sie finden. Denn du trägst sie schon in dir. Das ist erkennbar.

    • Ich habe die Antworten für mich gefunden. Vermutlich sind sie weniger "spirituell entwickelt" als manche Menschen es gerne hätten, aber das schöne ist: Es ist mir gerade herzlich egal. Denn es ist für mich die richtige Antwort.

  • Ich reiche Dir meine Hand - wenn ich darf! ❤

    • Sehr gerne..... Danke <3