Lust - Spiritualität - Askese - sich als Geist über das Ego erheben

Lust - Spiritualität - Askese - sich als Geist über das Ego erheben


Immer wieder beschäftigen sich die Menschen mit dem Thema, ob Spiritualität ein asketisches Verhalten erfordert. Es gibt viele Menschen, die entsagen den irdischen Freuden, UM spirituell zu sein oder UM Spiritualität zu erlangen. Ist Askese erforderlich, UM ein spirituelles Leben zu leben? Dieser Frage wollen wir heute auf den Grund gehen …


Lust


Das Lustprinzip ist essenzieller Bestandteil der Schöpfung. Wir folgen der Lust instinktiv und meistens ohne weiter darüber nachzudenken. Auf diese Weise hat die Natur unsere Fortpflanzung gesichert. Und nicht nur wir Menschen, auch die Tiere folgen diesem Lustprinzip. Unsere Glücksgefühle, die beim „sich lieben“ durch Hormonausschüttungen entstehen, ergötzen, erfreuen und erfüllen uns so sehr, dass wir gerne immer mehr davon haben/erheben/erfahren möchten.


Diese Gefühle und Erfahrungen fühlen/erfahren wir auf unserer Ego-Ebene. Unser Ego ist diejenige Instanz in uns, die unbewusste und bewusste Erfahrungen macht. Und unser Ego ist auch diejenige Instanz, die „Lust auf mehr“ hat. Auf schöne Erfahrungen und Erlebnisse zu verzichten, ist für viele Menschen KEIN Ziel und eher unvorstellbar. Auch Menschen, die sich auf ihrem spirituellen Weg dem Licht immer weiter annähern, möchten auf „die schönen Seiten des Lebens“ NICHT verzichten. Schließlich geht es doch „um das Erfahrungen machen“.


Verlockungen


Gleichzeitig können wir beobachten, wie sich Menschen auf ihrem spirituellen Weg zurückziehen und Ruhe, Stille, Einkehr und Einsamkeit suchen. „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen …“ ist wie ein Glaubenssatz für uns. Die Verlockungen des Lebens sind vielfältig und die Werbung macht es uns eher schwerer als leichter, ihnen zu widerstehen. Da werden schöne Produkte angepriesen, wundervolle Urlaubsreisen präsentiert, verlockende Angebote offeriert, vielversprechende Erfolge versprochen, verheißungsvolle Workshops und Seminare herausgestellt. Die Wirtschaft lebt davon, Verlockungen eben DOCH ins Feld (ins Bewusstseinsfeld) der Zielgruppe zu führen.


Und ganz ähnlich wie im Tierreich präsentieren und positionieren auch wir Menschen uns einander. Wir hübschen uns auf. Wir werben um den Partner. Wir haben Lust auf Liebe und auf Sex. Wir wollen das Leben mit allen Sinnen genießen und mit allen Freuden erfahren. Wozu sonst sind wir hier?


Können wir widerstehen?


„Was ist nicht weiß, macht mich nicht heiß“ und „Aus den Augen, aus dem Sinn“ sind zwei Alltagssprüche, die deutlich machen, wie wir uns das Leben erleichtern können. Was wir nicht wissen und was wir nicht sehen, verlockt uns NICHT. Wenn die leckere Erdbeertorte auf dem Kaffeetisch steht, dann MÜSSEN wir einfach ein Stück probieren. Und wenn diese leckere Erdbeertorte im übertragenen Sinne ein attraktiver Mensch ist, dann MÜSSEN wir ihn/sie einfach probieren - also Kontakt zu ihm/ihr aufnehmen, flirten, ihn/sie ansprechen und ihm/ihr unsere Gunst erweisen.


Dieses Verhalten KANN für uns selbst schön sein, es KANN aber auch lästig sein. Ja, es kann für uns selbst fast zwanghaft sein und wir fühlen uns fast wie fremdgesteuert und nicht mehr ganz Herr/Dame unserer Sinne. - Sind wir ja auch nicht, denn wir folgen unserem Instinkt, unserem Trieb, dem Lustprinzip in uns.


Unserem Geist begegnen


Einfacher ist es da, sich an Orten aufzuhalten, wo es KEINE Verlockungen gibt, keine Erdbeertorte mit Schlagsahne, keine leckeren Kekse, kein Naschi und keine attraktiven Menschen, die wir schier umwerben müssen, um deren Gunst zu gewinnen. Diese Orte der Stille, Ruhe und Einkehr finden wir zum Beispiel in einem Kloster oder in der Natur oder auch an einem anderen Ort, wo wir einfach ganz alleine und ganz in Ruhe mit uns selbst sind. „Etwas“ in uns sehnt sich nach diesem Rückzugsort, um endlich wieder bei uns selbst anzukommen.


Dieser Aspekt in uns, der sich nach Stille, Ruhe, Einkehr und „bei sich selbst ankommen“ sehnt, ist unser Geist, ist unser Herzensfeld, ist unser inneres Kind, ist unsere Liebe, ist unsere Selbstliebe. Auf dieser Ebene genügen wir uns selbst. Wir brauchen nichts. Wir brauchen nichts weiter im Außen. Wir sind glücklich und zufrieden mit/in uns selbst.


Die Dinge dieser Welt können uns nicht MEHR beglücken als unsere eigene in Stille gelebte und erfahrene Selbstliebe. „Die Welt hat uns nichts zu bieten.“

Die Welt hat UNS als Geist/Herzen/Liebe NICHTS zu bieten.


Allein unser Ego ergötzt sich an der Welt


Für unser Ego hat die Welt eine ganze Menge zu bieten. Die Welt überhäuft uns schier mit unendlich vielen Dingen, Angeboten, Produkten, Erlebnissen und Erfahrungen. Doch bei all diesen Dingen begegnen wir eben NICHT uns selbst in unserem Innen, sondern wir begegnen DER WELT im Außen.


Unser Ego liebt diese Bespaßung. Unser Ego ist ganz verzückt von all diesen vielen wundervollen, glitzernden und schillernden Reizen. Da unser Ego sich selbst als mangelhaft wahrnimmt (weil es von der Liebe getrennt ist), findet es wenigstens hier in dieser Welt die Fülle (an Dingen und Sachen), nach der es sich sehnt. Unser Ego verwechselt hierbei seine Liebe zu den Dingen und Sachen mit wahrer Liebe. Unser Ego liebt ETWAS - aber nicht SICH. Und unser Ego KANN auch gar nicht SICH lieben, weil es ja getrennt von der Liebe ist. Da bleibt ihm also nur die Krücke, die Gehhilfe, die Überlebenshilfe der Dinge im Außen.


Natürlich ist es so, dass, wenn und solange wir uns NICHT mit unserem Geist ÜBER die Lustbedürfnisse unseres Ego erheben, wir sozusagen Sklaven und Gefangene der Wünsche, Bedürfnisse, Triebe und Instinkt-Impulse unseres Ego SIND. Und genau DIES ist der Punkt, an dem sich viele Menschen befinden und fragen: Was kann/soll/muss ich tun?


Was kann ich tun?


Vor den Verlockungen des Lebens fortzulaufen und sich ins Kloster oder in die Einsamkeit zurückzuziehen KANN nur ein Versuch sein, mit diesem „Problem“ umzugehen. Wer sich von dem lustbetonten Verhalten unseres Ego abwenden und sich einem asketischen, enthaltsamen Verhalten zuwenden möchte, KANN dies tun, wird aber das Ziel, sich selbst näher zu kommen NICHT erreichen. Warum nicht? - Weil er/sie mir seinem/ihrem Verhalten einen ZWECK verfolgt.


„Mittel zum Zweck“ ist zwecklos


Wenn wir etwas tun, UM ein Ziel ZU erreichen, dann tun wir das, was wir tun, NICHT um des TUNS Willen, sondern UM damit ETWAS ZU erreichen/zu erzielen. Diesem Ansatz, dieser Motivation liegt somit die Energie unseres „Wunsches nach Veränderung“ zugrunde. Wir wollen JETZT, dass sich IN DER ZUKUNFT „etwas“ verändert. Wir verhalten uns JETZT in einer bestimmten Art und Weise, um in der Zukunft die Früchte unseres Verhaltens ernten zu können. Wir erleben uns selbst IM JETZT als MANGELHAFT und DEFIZITÄR. Und DIESE Energie ist es, die uns unser Leben JETZT schwer macht, die unseren Versuch schon jetzt zum Scheitern verurteilt, die unser Ansinnen aushebelt, die uns das „glücklich asketisch sein“ vereitelt.


Wir versuchen willentlich, uns gegen unseren inneren Lust-Trieb aufzulehnen und uns zum Asketisch-Sein zu zwingen. Wir wollen es schaffen. Wir wollen uns mit unserem Willen über die Triebimpulse unseres Ego hinwegsetzen. Wir wollen uns selbst bezwingen. Wir wollen es uns selbst beweisen. Wir WOLLEN spirituell sein. Wir arbeiten hart an uns. Wir sind streng mit uns. Wir sind konsequent. Wir verhalten uns sehr diszipliniert. Wir sind zu uns selbst ein strenger Lehrer. Wir haben die volle Kontrolle. - Und die ganze Zeit gibt es in uns versteckt eine energetische Gegenströmung, die zu diesem ganzen „Firlefanz“ KEINE Lust hat.


Allein der Wille reicht nicht …


Wir WOLLEN Enthaltsamkeit und Askese üben und praktizieren. Und zugleich will „etwas“ in uns dies NICHT. Und an diesem Punkt können wir uns fragen: Haben wir LUST, enthaltsam zu sein? Oder sind wir vom Kopf, vom Verstand, aus unserem Denken heraus überzeugt davon, dass Enthaltsamkeit „der richtige Weg“ ist? Welche Energie steuert und lenkt uns? Unsere „Lust auf Enthaltsamkeit“ oder unserer „Wille für ein asketisches Leben“?


Meistens handeln wir Lust gesteuert.


Wer hat schon LUST, die Lust zu unterdrücken?

Wem macht es FREUDE, auf die Lebensfreuden zu verzichten?

Wer findet Gefallen daran, das, was gefällt, sich selbst zu verbieten?

Meistens kriegen wir unsere Lust nur mit unserem Willen „bezwungen“.


Doch DIESER Weg führt NICHT in die (wahre) Spiritualität. Dieser Weg ist der Weg, auf dem unser Ego versucht, Spiritualität zu erzwingen. Und dies ist verrückt, denn da will unser Ego auf der einen Seite LUST erfahren, genießen und empfinden und zugleich verbietet unser WILLE, der Lust zu folgen. Und auch unser Wille ist Ego. Unser Ego kämpft also gegen sich selbst. - Ahhh - HIER finden wir also die Ursache für all unsere Autoimmunerkrankungen, für unsere Allergien sowie für selbstverletzendes Verhalten.


WIR KÄMPFEN GEGEN UNS SELBST …


Genau genommen kämpfen die Vorstellungen unseres Ego (das erwachen möchte) a) GEGEN die Vorstellungen unserer natürlich Triebimpulse sowie b) gegen die Vorstellungen von Lust und Lebensfreuden, die uns die Gesellschaft vermitteln. Vorstellungen kämpfen gegen Vorstellungen. Und egal wer gewinnt oder verliert - am Ende siegen Vorstellungen. Und Vorstellungen sind immer noch NICHT unser formloser Geist, NICHT unser feinstoffliches Herzensfeld, NICHT unsere wahre Selbstliebe.


Das Prinzip „mit dem Kopf (dem Willen) durch die Wand“ funktioniert also NICHT.


Wie kommen wir hier nun weiter …?


Wir schauen uns einmal den Bereich an, in dem unsere Lust am stärksten zutage tritt, und dies ist unsere Sexualität. Viele Menschen haben keine Lust, sich über „Liebe machen“ großartige Gedanken zu machen. Sie wollen sich einfach lieben und die Liebe sorgenfrei erfahren und genießen. Früher wurden die Frauen dann ungewollt schwanger. Heute können wir verhüten - und sogar trotzdem werden immer wieder Frauen ungewollt schwanger. Die Energie der universalen Liebe ist also so machtvoll und so kraftvoll, dass sie sogar „Hindernisse zu umschiffen weiß“ und trotz Verhütung neues Leben entstehen lässt. Dies ist grandios.


Die einzige wirklich wirksame Methode, KEINE Kinder zu zeugen, ist, keinen Sex zu haben.


Und schwupp sind wir auch schon an dem zentralen K(n)ackpunkt angelangt. Wir haben des Pudels Kern zu fassen. Lust, Sex und Liebe stehen auf der einen Seite als großartige Gefühle und Erfahrungen. Und ungewollt schwanger werden steht auf der anderen Seite.


Manches wollen wir gar nicht hören …


Die nun folgenden Worte werden den meisten … - ja, vermutlich allen Egos missfallen, die Lust auf Lust haben. Die folgenden Worte können wir unter den Teppich kehren und wir können so tun, als ob sie NICHT wahr wären, doch wenn wir sie für wahr nehmen, erhalten wir eine neue Möglichkeit, einen neuen Impuls für einen Zugang, wie wir uns mit unserem Geist tatsächlich ÜBER unser Ego erheben können - nicht weil wir dies WOLLEN, sondern weil wir es TUN …


Lust auf Lust ist nun mal die Lust unseres Ego und a) NUR SO sind weltliche Erfahrungen möglich und b) NUR SO kann unser Ego seinen Schmerzkörper immer wieder nähren.


Wieso Schmerzkörper?


Unser Ego nährt seinen Schmerzkörper


Der Schmerzkörper unseres Ego ist in unserer Welt der Dualität und der Polarität der Gegenspieler zur Lust. Wenn auf der einen Seite viel Energie von Lust und Freude entsteht, dann entsteht automatisch gleichzeitig auf der anderen Seite die gleiche Menge Energie an Schmerz und Leid. Auf diese Weise ist und bleibt die Waage des Lebens ausgewogen/ausgeglichen. Beide Waagschalen sind im Gleichgewicht.


Allein schon wenn wir einen Menschen treffen, den wir lieben, und ihn näher kennenlernen, so wollen wir „mehr Zeit“ mit ihm/ihr verbringen. Die Liebe ist wunderschön. Doch die Kehrseite der Medaille ist, sich entbehren zu müssen, wenn man sich nicht sieht. Dann können wir zwar miteinander telefonieren oder Nachrichten schreiben, doch auch hierbei müssen wir auf die körperlichen Berührungen schmerzlich verzichten.


Noch extremer ist es bezüglich unserer Lust auf Sexualität, unsere Lust, mit dem anderen zu schlafen. Keine Frage - dies sind die schönsten und wundervollsten Augenblicke unseres Lebens. Diese Momente erfüllen uns mit unendlicher Freude, purem Glück und reichem Erfülltsein. Und weil dies so schön ist, deswegen machen wir es ja auch und sogar in Tabuzonen mit Fremdgehen, sich gegenseitig betrügen und in früheren Zeiten auch mit „die Sitten und Bräuche umgehen“, Werte und Gebote außer Kraft setzen, gesellschaftliche Moralvorstellungen und Standesdünkel mit Füßen treten, bis hin zu „das eigene Leben riskieren“.


Dieser gesamte negative Beigeschmack ist das ganz natürliche Futter für unseren Ego-Schmerzkörper. Auf der einen Seite stehen die Liebe, die Wonne und das pure Glück. Und auf der anderen Seite stehen reinster Schmerz, böse Verletzungen, Elend und Tod. Und diese negativen Energien treten eben NUR DORT zum Vorschein, wo zuvor unendliches Glück und wahre Liebe gelebt und erfahren wurden. Hätte sich das traute Pärchen nicht heimlich in der Gartenhütte getroffen und es gut miteinander gehabt, dann hätte der elendige Rattenschwanz an Unglück, Leid und Schmerz gar nicht entstehen KÖNNEN.


Der Schmerz findet seinen Weg zu uns


Und selbst in unserem normalen, geregelten Beziehungs- und Familienalltag sind Licht und Schatten präsent und allgegenwärtig. Ein Beispiel: Das traute Ehepaar hat schon zwei Kinder, die aus dem Gröbsten raus sind. Endlich ist wieder mehr Zeit für mehr Zweisamkeit, für ein neues, liebevolles Miteinander, um auch abends mal wieder fortzugehen und um gemeinsam zweisam zu sein. Endlich nehmen sich Mann und Frau wieder häufiger Zeit für romantische Begegnungen in den unterschiedlichsten Settings. - Und dann wird sie überraschend und ungewollt doch noch mal schwanger …


Und auch hier sind die Energien von purer Freude und großem Schmerz wieder BEIDE präsent. So funktioniert unser Leben. So läuft es in unserer Welt. So fühlen wir Gefühle und so machen wir Erfahrungen.


Natürlich ist es wundervoll, einen neuen Erdenbürger empfangen und liebevoll begrüßen zu dürfen. Und doch gibt es hierzu die energetische Gegenströmung, die wir zwar unter den Teppich kehren können und von der wir uns weigern können, sie wahrzunehmen oder sie wahrhaben zu wollen - und doch ist sie da, doch ist sie existent, doch prägt sie unser weiteres Leben, doch beschenkt sie uns mit Schmerz.


Freud und Leid sind IMMER beide präsent


Der romantische Abend und der Sex waren toll, großartig und einmalig schön. Und das nun folgende Elend ist auf der Negativskala ebenso „toll, großartig und einmalig schön“. Wieder nimmt die Frau ihren Fokus, ihre Aufmerksamkeit und ihr Bewusstsein - ja ihre gesamte Liebe ganz natürlich von ihrem Mann fort und zu dem heranreifenden Kind hin. Wieder trennt das Kind die intime Zweisamkeit von Mann und Frau. Wieder gehört die Brust für eine Zeit dem Kind (und nicht dem Mann). Wieder orientiert sich der neue Alltag an den Bedürfnissen des neuen Erdenbürgers. Und seine Bedürfnisse und Wünsche werden das gesamte Leben des Paares prägen, maßgeblich mitgestalten und beeinflussen.


Das Paar ist „dazu verdammt“, das Kind zu lieben und die eigene Selbstliebe wieder einmal hinten an zu stellen. Indem wir unserer Lust gefolgt sind, haben wir „eingekauft“, uns von unserer Selbstliebe wieder entfernen zu müssen und unsere Liebe im Außen zu leben: beim Kind. Wir machen uns Gedanken um die Geburt (ob Hausgeburt oder welche Klinik?), ums Impfen, um die Kindergruppe, um den Kindergartenplatz, um die schulischen Leistungen, um die Gesundheit - DES KINDES. Und wenn man sich trennt, dann müssen die Unterhaltszahlungen geleistet beziehungsweise eingefordert werden …


Selbstliebe steht wieder hinten an


Wir können es uns NICHT leisten, in ein Kloster zu gehen, weil wir für das Kind da sein und sorgen müssen. Das Kind braucht uns. Wir haben uns selbst der Chance beraubt, für uns selbst da sein zu können, indem wir der Wollust gefrönt haben. Indem wir unserem natürlichen Impuls der Lust gefolgt sind, haben wir bereitwillig in Kauf genommen, wieder „für andere da zu sein“, wieder „das Außen bedienen zu müssen“, wieder „keine Zeit für uns selbst zu haben“.


Lassen wir uns DIES auf der Zunge zergehen, OHNE es uns schön zu reden mit „natürlich ist ein Kind auch eine großartige Bereicherung für mein Leben“, sondern indem wir den Entbehrungen ins Auge blicken, wie wenig Zeit und Raum für UNSERE Selbstliebe und für die freie Entfaltung UNSERES Geistes bleibt, dann können wir eine „Kosten-Nutzen-Abwägung“ anstellen.


Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen für die Lust?

Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen für pure Lebensfreude?

Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen für hemmungslose Leidenschaft?

Lust, pure Lebensfreude und hemmungslose Leidenschaft auf der Ego-Ebene, auf der körperlichen Ebene erlebt und erfahren …!


Ego-Lust oder Geistes-Lust


Und was muss ich in meinem Leben verändern, wenn ich Lust, pure Lebensfreude und hemmungslose Leidenschaft auf der Ebene meines Geistes, auf meiner spirituellen Ebene erleben und erfahren möchte?


Ist Sex Geist?


Wie sieht die Sexualität meines Geistes aus?


Welches neue Leben bringt mein SPIRIT, bringt mein GEIST hervor, wenn er sich fruchtbar zeigt? Wenn er neues Leben zeug? Wenn es sich mit der Liebe meines Herzensfeldes vereinigt? Wenn er mit dem Seinsfeld (mit dem Nullpunktfeld) verschmilzt?


Und da bemerken wir schnell, dass uns die Lust sowie die körperlichen Befriedigungen unseres Ego von den Qualitäten von Lust, purer Lebensfreude und hemmungsloser Leidenschaft auf unserer Geist-Ebene abhalten. Wir werden sowieso und ganz natürlich und vollautomatisch von der Ego-Ebene ferngehalten, nachdem wir neues Leben gezeugt haben, weil die Frau während sie hochschwanger ist und stillt, ihren Körper einfach für etwas anderes braucht, als für weiteren Sex mit dem Mann. In dieser Phase sind Frau und Mann zum Geist-Sein verdonnert, ob sie dies nun wollen oder nicht. NICHT Lust, sondern Geist ist gefragt und steht im Vordergrund.


Und nachdem wir unseren Fortpflanzungsauftrag erfüllt haben, können und dürfen wir dann eigentlich Geist bleiben. Wir müssen nicht wieder zurück fallen auf die energetisch schwerere Ego-Lust-Ebene. Wir können und dürfen uns nun mit gutem Gewissen der Lust unseres Geistes öffnen und widmen. All dies macht sehr viel Freude.


Und unser Inneres Kind darf dann endlich frei und kreativ spielen und sich unbekümmert entfalten und die Welt energetisch hochwertig mitgestalten.


In neuen Dimensionen zuhause sein


Wer diese Ebene erlangt, braucht NICHT mehr in ein Kloster zu gehen, um sich die Alltagsverlockungen vom Halse zu halten, sondern kann mitten in seinem Alltag der Lust und Liebe seines GEISTES frönen. Dies ist KEIN „spirituell sein WOLLEN“, sondern dies ist SPIRITUELL SEIN. Dies ist NICHT, der irdischen Lust zu entsagen, sondern dies ist, sich bewusst der geistigen Lust zuzuwenden.


„Spirituell sein“ ist eine Entscheidung

Spirituell sein ist die Entscheidung, welcher Lust ich frönen will, welche Lust ich erfahren und erleben will, welche Lust jetzt meine Lust sein soll.


Entscheide ich mit für die körperliche Lust auf Ego-Ebene, so entscheide ich mich zusammen mit der Lust immer auch für Schmerz und Leid und Entbehrung. Dies MUSS so sein und dies wird auch immer so sein und bleiben, weil: Es KANN auf der dinglich-weltlichen Ego-Ebene, es KANN in der Welt der Polarität NICHT anders sein!


Entscheide ich mich hingegen für die spirituelle Lust auf der Ebene meines Geistes, so „brauche“ ich die irdische Lust schlicht und einfach nicht mehr. Die irdischen Dinge, Verlockungen und Befriedigungen haben mir einfach nichts mehr zu geben. Sie erfüllen mich nicht mehr. Sie sind mir zu flach, zu eindimensional, zu bedeutungslos, zu langweilig, zu wenig erfüllend - und zu sehr gekoppelt an Schmerz.


Das Erleben von Lust auf geistiger, spiritueller Ebene ist frei von Schmerz. In dieser Dimension gibt es KEINE Polarität mehr. Die Dualität hat sich aufgelöst. Es gibt nur noch SEIN. Wir haben uns mit unserem Geist tatsächlich ÜBER unser Ego erhoben. Wir erleben und erfahren unseren eigenen Geist als machtvoller, kraftvoller, stärker und einflussreicher als unser Ego. Wir haben „es“ geschafft …


Wir fühlen …


Ich BIN GLÜCK und bade in mir selbst.

Ich BIN FREUDE und bade in mir selbst.

Ich BIN LIEBE und bade in mir selbst.

Ich BIN spirituelle LUST und bade in mir selbst.

Ich BIN SEIN und bade in mir selbst.

Ich BIN SPIRITUALITÄT und bade in mir selbst.


Hier (im Weltlichen) WILL ich NICHTS mehr, denn „ich bin es schon“ (im Geistigen). Es gibt für mich nichts mehr zu erreichen, denn das Ziel ist bereits hier in diesem Moment erreicht. Der Weg und das Ziel sind eins.


Der Weg ist der Weg, es gibt kein Ziel …


„Spirituell sein“ hat NICHTS mit Entsagung zu tun, nichts mit Askese, nichts mit Entbehrungen. Entsagung, Askese und Entbehrungen nehmen wir nur solange noch wahr, wie wir „von oben“ zum Ego hinschauen und trauernd wahrnehmen, was uns fehlt, dass uns die körperliche Ebene fehlt. Hier dürfen wir uns an das Bild der brennenden Stadt erinnern: Die Stadt hinter uns brennt lichterloh (unser Ego). Doch wir haben es geschafft, der brennenden Stadt zu entfliehen. Blicken wir nach vorne, wo unser Weg gut und frei ist, so geht es uns selbst gut und wir schaffen es leicht. Schauen wir jedoch zurück zur brennenden Stadt, so erstarren wir augenblicklich zu Stein. Warum? Weil der Schmerz des Verlustes, der Entbehrung und der Erinnerungen uns augenblicklich emotional versteinern lässt.


Sind wir auf der Ebene unseres Geistes angekommen, sind wir in unserem Geist-Sein abgekommen und halten wir unseren Fokus, unsere Aufmerksamkeit und unser Bewusstsein HIER in/auf unserem neuen Leben/Dasein als Geist, als SPIRIT, so geht es uns gut. Wir brauchen nirgendwo anders hinzugucken. HIER ist alles gut.


Und HIER können und dürfen wir nun ein neues Leben, das Leben unserer Neuen Ordnung, das Leben, das der Liebe unseres Herzensfeldes entspricht, leben, erfahren und genießen. NEUE Erfahrungen jenseits all unserer Vorstellungen stellen sich ein - welche? Da dürfen wir uns überraschen lassen. KEIN Ego könnte sich davon eine Vorstellung machen. Wir KÖNNEN es uns nicht vorstellen, weil ALLE Vorstellungen Ego-Vorstellungen sind. Die Ebene unseres Geistes ist die Dimension des Formlosen jenseits aller konkreten Vorstellungen. Wir KÖNNEN dies nur erfahren.


Der Schlüssel


Der Schlüssel für diesen Wandel, der Schlüssel für den Wechsel, für das Umschalten vom Ego-Betrieb auf Geist-Modus, ist a) ehrliches Erkennen und b) eine klare Entscheidung. Solange wir bei dem, was wir tun, die wahre Wahrheit sowie unliebsame Konsequenzen unter den Teppich schieben und verharmlosen, solange werden wir im Ego-Betriebssystem verbleiben.


Noch ein Beispiel zur Veranschaulichung: Wenn mir Person A nicht gut tut und ich den Kontakt zu A für eine Weile unterbrechen möchte und wenn Person A mit Person B gut befreundet ist, dann muss ich bereit sein, auch zu Person B den Kontakt abzubrechen, selbst dann, wenn ich B sehr mag. „Mit gehangen, mit gefangen“ sagen wir so schön …


Will ich den Kontakt zu Person B unbedingt aufrecht erhalten, so würde ich billigend in Kauf nehmen, dass die Energie von A über B in mein System schwappt. Um auf Nummer sicher zu gehen, MUSS ich konsequent sein und ALLE Maßnahmen veranlassen, die dazu gehören, um frei von A-Energie zu sein. HIER finde ich meinen Schmerz, der, solange ich noch Ego bin, noch dazu gehört, wenn ich die Lust meines Geist-Seins installiere.


Erkennen bedeutet also, ALLE notwendigen Konsequenzen klar zu erkennen und anzuerkennen. Und „eine Entscheidung treffen“ bedeutet, entsprechend eine klare, authentische Entscheidung zu treffen, die absolute SICHERHEIT garantiert und den Verlustschmerz (des Schönen, der Illusionen) bereitwillig in Kauf nimmt. Wer diese beiden Schritte ERKENNEN und entscheiden kraftvoll aus seinem Geist heraus lebt, IST bereits Geist und hat es im selben Moment schon geschafft. Es gibt kein später, sondern es ist bereits JETZT vollbracht.


Die „neue“ Spiritualität


Die „neue“ Spiritualität unterscheidet sich also von der uns bekannten „Ego-Spiritualität“ dadurch, dass wir Askese, Verzicht, Stille, Ruhe, Entsagung und Abwendung von der Welt der Dinge NICHT als Verlust, NICHT als Schwere, NICHT als Nachteil empfinden, sondern als Gewinn, als Steigerung unserer Lebensqualität, als Lust, als eine Verbesserung, als eine Steigerung unserer Lebensfreude sowie als Aufwertung unseres Wohlgefühls. Wir erleben uns selbst als GEIST und erfreuen uns hieran. Es ist uns Freude und Lebenslust, über die irdischen und körperlichen Freuden des Lebens hinausgewachsen zu sein und sich über sie erhoben zu haben.


Auf manche Menschen in unserem Umfeld mag dies „abgehoben“ erscheinen - und dies ist es ja auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sind im Himmel angekommen - in unserem eigenen Himmel. Und KEIN Ego dieser Welt wird hierfür Verständnis haben, denn kein Ego dieser Welt KANN dies verstehen. Es KANN es nicht verstehen KÖNNEN, weil es reines Geist-Sein ist und weit jenseits aller Werte, Normen und Vorstellungen aller Egos liegt.


Machen wir uns also nichts draus, wenn uns niemand mehr versteht - genau DIES ist dann ein sicheres Zeichen dafür, dass WIR „es“ geschafft haben und tatsächlich „über den Dingen stehen“ …


Nimm Dir, was gefällt


Wie bei allem im Leben, werden nirgendwo absolut wahre Wahrheiten erzählt, auch hier nicht. ALLES sind Geschichten und Erfahrungen von Individuen und von einzelnen Menschen. Gut für sich selbst zu sorgen bedeutet, sich von anderen dasjenige abzugucken/einzukaufen, was einem selbst guttun könnte.


Du hast hier nun einen Impuls erhalten und Du kannst/darfst Dir davon nehmen, was Du magst. Man KANN die Welt so sehen. WER WAS WIE damit anfangen möchte, das bleibt jedem selbst überlassen. Und jeder wird hiermit seine ganz eigenen Erfahrungen machen (müssen). Dieser Beitrag dient als Gedankenanstoß, wie oder wo man etwas verändern könnte, wie oder wo man die Welt anders sehen, bewerten und beurteilen könnte.


Wer sich für das Geist-Sein entscheidet, MUSS seine Opferrolle hinter sich lassen. Wer sich für das Geist-Sein entscheidet, empfängt absolute Freiheit, Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung in seinem Leben. Wer sich für das Geist-Sein entscheidet, ist niemandem gegenüber mehr Rechenschaft schuldig (außer seinem eigene Geist gegenüber). Wer sich für das Geist-Sein entscheidet, für den gibt es KEINE Ausreden mehr, derjenige hat ALLES selbst zu verantworten. Niemand anderes hat mehr schuld.


Wer sich für das Geist-Sein entscheidet, lebt ein erfülltes Leben. Das muss nicht unbedingt „immer nur schön“ sein. „Erfüllt sein“ bedeutet vor allem eines: ein ausgewogenes Leben. Und ausgewogen bedeutet, dass die Waagschalen ausgeglichen sind, also gleichvoll gefüllt sind mit negativen wie auch mit positiven Gefühlen. Der Unterschied ist nur, dass wir uns jetzt über die negativen Gefühle nicht mehr so ärgern, sondern sie einfach akzeptieren und annehmen.


Es wird in diesem Sinne also nicht „besser“, sondern nur „anders“ …


Dieser Wandel lohnt sich sehr für all diejenigen, die in diesem Leben auch noch etwas anders als „nur Ego“ kennenlernen und erfahren möchten. Der Schlüssel für unseren Wandel, für den Wechsel bzw. für das Umschalten vom Ego-Betrieb auf Geist-Modus, war/ist a) ehrliches Erkennen und b) eine klare Entscheidung. Hierzu gehört, die möglicherweise unliebsamen Konsequenzen im Umgang mit Ego-Menschen bewusst zu sehen und in Kauf zu nehmen und sich selbst als Geist liebevoll zu begegnen …

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  • An dieser Stelle möchte ich gerne auf den indischen Prinzen Siddharta Gautama, also Buddha, verweisen. Dieser übte sich auf Grund seines Wunsches nach Spiritualität und Erleuchtung in strengster Askese und meditierte unter einem Bodhi-Baum. Er war so diszipliniert, dass andere Asketen sich zu ihm gesellten um seinem Beispiel zu folgen. Eines Tages kam auf dem Fluss ein Boot entlang, auf dem ein Musiker mit seinem Schüler saß. Siddharte hörte den Lehrer zu seinem Schüler sagen "Wenn du eine Saite zu straff spannst, wird sie reißen. Spannst du sie zu lose, kannst du nicht auf ihr spielen". Dieser einfache Satz brachte ihn zu der Erkenntnis, dass der Weg der Mitte der Schlüssel zu Spiritualität und Erleuchtung ist. Weder jeder Lust blind nachgeben, noch allem entsagen - sondern bewusst das richtige Maß wählen.

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